Samstag, 2. Juli 2011

"Keiner spielt mit mir!"

Wie ein mauliges Kind an einem grauen Samstagnachmittag komme sie sich vor, sagt sie. Wir sitzen im Cafe, vor uns auf dem Tisch stehen die duftenden Milchkaffees. - "Spielen will das Kind, etwas entdecken, etwas Neues erleben und nicht am Tisch herumsitzen, die Beine baumeln lassen und die Wand anstarren. Es will keinen Kakao, keine Kekse. Es will nicht mit einem Buch ruhig gestellt werden und die Klappe halten müssen. Es will nicht noch ein Bild malen für die Oma oder sonstwen oder einen Brief schreiben an Tante Sowieso. Es will sich bewegen, sehen, staunen.  Blödsinnige Weihnachtssterne basteln will es auch nicht oder Martinslaternen aus schwarzem Karton und transparentem Buntpapier. Es will laufen und rennen, schnaufen und vor Atemlosigkeit Seitenstiche kriegen. Es will nicht Rede und Antwort stehen müssen wegen der unerledigten Hausaufgaben und der mangelnden Lernbereitschaft in langweiligen Schulangelegenheiten. Es will keine Vorträge. Es will sich nicht ständig selbst beschäftigen. Es will sich nicht immer selbst genügen müssen. Es will nicht, dass man ihm übers Haar streichelt und ihm sagt: Sitz still, hampel nicht herum und sei nicht so albern! Es will machen können - nicht immer nur allein sondern auch mit anderen. - Egal, wohin es schaut und seine Fühler ausstreckt, haben die etwas anderes vor, keine Zeit, sitzen noch im Bademantel herum, können sich nicht aufraffen, haben keine Idee, hängen vor der Glotze oder im Internet, spielen mit ihren Handies und grinsen aufs Display..."  - Blöd sei das, sagt sie und: "Verstehst du?". fragt sie, steht auf, zahlt beim Kellner die Milchkaffees und geht.

(c) christA frontzeck, 2009

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen