Dienstag, 12. März 2013

"Wir können nichts dafür!"?

Erst gestern ist es wieder passiert! An der Kasse eines Biomarktes fragte eine Kundin, ob der Kassierer mit dem Preis bei den Bananen runter gehen könne, weil sie schon etwas angegriffen aussahen. Er sagte: "nein, das dürfen wir nicht. die dürfen eigentlich gar nicht mehr verkauft werden, die gehen ohnehin morgen zur Berliner Tafel." - "wir können nichts dafür!" sagt er später nach kurzweiliger Diskussion mit der Kundin.

"Wir können nichts dafür! ... Der Gesetzgeber hat..." - Das höre ich oft.

Meine Mutter, eine von vielen, die von 1933 - 1945 als junger Mensch in den Hitlerjahren lebte, hat später manchmal gesagt: "Sicher, es gab Sachen, die nicht so schön waren, aber wo gibt es die nicht?" und "Wir konnten aber nichts dafür."

Was, frage ich mich, ist der Unterschied zwischen dem "Wir konnten aber nichts dafür." von damals und dem ""Wir können nichts dafür!" von heute? (c.f.)

Freitag, 1. März 2013

„2 DOSEN -Hund“ und...




2 DOSEN -Hund“ und...


Küchenzettel, Fenster und andere Geschichten vom Alltag
Eine Installation von christA frontzeck


28.3.2013 18 - 22 Uhr (Vernissage, Performance ca. 20 Uhr)


Weekend Gallery, Schloßstr. 62, 14059 Berlin


Öffnungszeiten:

29.3.2013  nach telefonischer Vereinbarung

30.3.2013 14 - 20 Uhr

31.3.2013 14 - 20 Uhr

01.4.2013 14 - 20 Uhr


Während der Komiker Wigald Boning über Ostern in Berlin mit zwei Shows “Butter, Brot und Läusespray” verrät, was er seit 1999 durch das Sammeln von "Listen" erfahren hat, zeigt die Künstlerin christA frontzeck 2 DOSEN -Hund“ und... In der Weekend Gallery, Berlin-Charlottenburg, wird eine Installation aus seit 1995 gesammeltem Zettelkram verbunden mit Fotografien von Fenstern und Texten zu sehen sein.

Erstmalig hat sich die Berliner Künstlerin 1991 "verzettelt" mit ihrer Aktion Neue Wellen. Sie war der Meinung, es gebe mehr Leser von Botschaften, die an Bäumen hingen als Leser von Büchern.

1995 begann sie, handgeschriebene Einkaufszettel u.a. Botschaften zu sammeln, die sie ab 1998 in div. Installationen und Aktionen präsentiert.

"Wir waren 1998 - 2001 in Deutschland wohl 4, 5 oder 6, die unterschiedlich mit ihren Sammlungen in der Öffentlichkeit auftraten", erzählt die Künstlerin, "gelegentlich gab es Artikel in den Medien (s. Links); Verlage hatten kein Interesse an Buchpublikationen mit "Zettelkram", was sich in den letzten Jahren geändert hat. - Viele habe ich seither mit Geschichten über diese Fundstücke verblüfft und amüsiert, manche haben das scheinbar Banale tatsächlich als aussagekräftig zum Zustand unserer Gesellschaft gesehen, wie ich das tat. Im Salon von Nikolaus Sombart traf ich vor Jahren einen Soziologen, der neidisch auf meine Sammlung war, als ich mit ihm darüber sprach. "Wie, die haben sie alle einfach nur so für sich, die Zettel?!", war seine Reaktion.“

Sie lassen sich ulkig betrachten; viele Menschen amüsieren sich, wenn sie jetzt in Büchern blättern können wie "Absender unbekannt", „Badeschaum und Shrimps“, "Wellensittich entflogen. Farbe egal", "Butter, Brot und Läusespray" oder sich in den Ostertagen die Installation 2 DOSEN -Hund“ und... anschauen. Es gibt einiges zu lachen und einiges zum Nachdenken.“
Für christA frontzeck sind die Zettel nach jahrelanger Erfahrung schon lange nicht mehr nur ulkig. Sie sind 'vielleicht' tragikomisch. - Inzwischen ergänzen sie sich für die Künstlerin mit den Fotos von Fenstern, die sie im Laufe der Jahre gemacht hat und den ALLTAGSGESCHICHTEN, von denen sie viele aufgeschrieben hat. "Drei tragikomische Bereiche, die viel von der Verwahrlosung unserer hochgelobten Wohlstandsgesellschaft erzählen.", sagt sie und fragt: "Wann fängt denn nun die Weltverbesserung endlich an?"

http://www.MoreThanArt.net




Links:

Frankfurter Rundschau, 9.7.98, Rolls/Traubenz/Stöffche/H-Milk (Sandra Dranicke)
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TAGESSPIEGEL v. 19.4.1991 / die tageszeitung, Berlin Programm v. 19.-21.4.1991
Zitty 22/96
ZEITPUNKTE, SFB, 2.12.1998